Forschergruppe: Inkommensurabilität und Unverständlichkeit

Forschergruppe

Ziel ist, Muster und Strategien verschiedener Disziplinen im Umgang mit als unverständlich geltenden Texten und Bildern zu identifizieren und miteinander zu vergleichen.

Anhand von konkreten Fallbeispielen aus der Literatur-, Kunst- und Philosophiegeschichte soll das Auftreten von Inkommensurabilität als ein Kernproblem für Verstehenstheorien und hermeneutische Deutungsansätze erkannt und seine Folgen entfaltet werden.

Nicht alles was unverständlich ist, muss unverständlich bleiben, doch es gibt auch Fälle von grundsätzlichem Nicht-Verstehen infolge inkommensurabler Voraussetzungen. Inkommensurabilität ist nicht einfach Missverstehen, das aufgrund von äußeren Hindernissen, mangelnder Aufmerksamkeit und fehlenden oder falschen Informationen sich einstellt und daher leicht korrigiert werden kann. Inkommensurabilität bezeichnet vielmehr die Inkompatibilität von Diskursen, kulturellen Wahrnehmungen, wissenschaftlichen Paradigmen, Rechtssystemen, Denkstilen, ästhetischen Formen, Übersetzungen oder grammatischen Strukturen. Aus der Inkommensurabilität resultiert eine kategorial bedingte Unverständlichkeit, an der auch intensive Verstehensbemühungen scheitern. Immer wurden daher in allen Disziplinen auch Methoden entwickelt, um diese Provokation abzumildern, abzuwehren oder zu umschiffen, die ihrerseits aufschlussreich für das Verstehen des Verstehens sind, etwa wenn man "Unsagbarkeit" zum Topos erklärt oder die "Unübersetzbarkeit", Rätselhaftigkeit oder "Opazität" von Texten als Struktureigenschaft oder gar als eigentlichen Sinn behauptet.

 

Alexander Becker (Universität Marburg), Cornelia Herberichs (Universität Fribourg), Kerstin Thomas, Claus Zittel (Universität Stuttgart)

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