Der Expressionismus hat eine nahezu unüberschaubare Zahl an Periodika hervorgebracht, in denen sich politische und ästhetische Debatten und Manifeste ebenso finden wie bildkünstlerische und literarische Werke. Während die ‚großen‘ Zeitschriften wie Der Sturm und Die Aktion häufig im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, leisten doch die vielen kurzlebigeren Publikationsorgane einen bedeutenden Anteil zur Verbreitung des Expressionismus jenseits der Zentren und zur Selbstverortung lokaler Künstlerzirkel.
Die Zeitschriften des Expressionismus sind nicht zuletzt deshalb eine so zentrale Quelle, weil sich die Strömung in lokalen wie überregionalen Künstlergruppen organisiert, die häufig ihr eigenes Publikationsorgan haben, das sie zur Verbreitung ihrer Programmatik wie ihrer künstlerischen Produktion sowie zum Austausch über aktuelle ästhetische und gesellschaftliche Fragen nutzen. Wie stark sich die einzelnen Zeitschriftenprojekte ähneln – und insofern ein gemeinsames Bild des Expressionismus ergeben – und in welchem Ausmaß sich kontextspezifische Variationen ergeben, die eine Differenzierung der bisherigen Diskussion über den Expressionismus notwendig machen, lässt sich nur durch eine ausführliche Sichtung des Quellenmaterials beantworten.
Kernanliegen des Projekts ist es, die Zeitschriften aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten und die im engeren Sinne textbasierten Zugänge um kunstwissenschaftliche und kulturgeschichtliche zu erweitern. Expressionistische Zeitschriften zeichnen sich häufig konzeptionell gerade durch ihr Zusammenspiel verschiedener Kunstformen sowie von künstlerischen Ausdrucksformen und essayistischen Abhandlungen aus, die in ihrer Gesamtheit untersucht werden müssen. Darüber hinaus gilt es die Rahmenbedingungen der Zeitschriftenpublikation zu betrachten: namentlich besonders den Diskurs- und Produktionszusammenhang, aus dem sie hervorgeht, sowie die Geschichte des Verlags, in dem sie erscheint. Die Ergebnisse des Projekts sollen einer breiteren Öffentlichkeit in Form eines interaktiven Portals zugänglich gemacht werden. Eine enge Kooperation besteht zum ebenfalls am SRCTS angesiedelten Themenportal Der Sturm.
PD Dr. Kristin Eichhorn
Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft
Abteilungsleitung Neuere Deutsche Literatur I (Vertretung Sandra Richter) Keplerstr. 17
70174 Stuttgart
Deutschland
Raum: 2.051
Tel. +49 711 685-830 65